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Kunze Heinz Rudolf

Das Ultimatum Lyrics - Kunze Heinz Rudolf

(eine Zuruecknahme der Schoepfungseschichte in sieben Tagen) 

Er hatte einen Brief verfasst, 

der lautete wie folgt: 

"Hier ist mein Ultimatum an die Welt. 

Wenn binnen sieben Tagen nicht 

wer kommt, um mich zu sehn, 

dann zahle ich das letzte Loesegeld. 

Ich habe mich verproviantiert 

fuer eine Woche knapp, 

die Tuer verschlossen und geh nirgends hin. 

Ich bin kein Philosoph, und doch: 

Ich fuehre den Beweis. 

Seid sicher, dass ich nicht umnachtet bin." 

So sehn wir ihn am zweiten Tag: 

Die Tuer ist unberuehrt. 

Er waescht sich, macht sich Fruehstueck, ganz normal. 

Dann weiss er nicht genau, wohin 

mit sich und seiner Zeit, 

hoert Radio, durchblaettert ein Journal. 

Es wird auch Mittag, irgendwie, 

der Rundfunk hat's bezeugt, 

er geht zum Herd und braet sich ein Kotelett. 

Dann greift er sich Immanuel Kant, 

sieht fern bis null Uhr zehn, 

schlaeft ein in seinem ungemachten Bett. 

so sehn wir ihn am dritten Tag: 

Um elf klopft jemand an! 

Er hat verschlafen, schiesst jetzt hellwach auf! 

Der draussen mumelt so etwas wie 

"...habe mich geirrt..." 

und steigt dann in den naechsten Stock hinauf. 

Es braucht nun eine ganze Zeit, 

bis dass er das verdaut, 

und was sich auch kocht, es schmeckt ihm nicht. 

Er merkt an sich, wieviel er trinkt, 

und dass des nachts was saust, 

und dass er mit sich Selbstgesprche spricht. 

So sehn wir ihn am vierten Tag: 

Ein Stockwerk unter ihm 

wurd' scheinbar heute frueh ein Kind gebor'n 

Da kraeht es und da poltert es, 

der Mutterkuchen dampft, 

und er hat einen Hosenknopf verlor'n. 

Und als der Tag zur Neige geht: 

Ein Stockwerk ueber ihm 

ist eine alte Frau mit Sterben dran. 

Ihm kommt es vor, als saesse er 

im Fahrstuhl, zweiter Stock, 

der haelt am siebten Tag dort oben an. 

So sehn wir ihn am fuenften Tag: 

Das Fernsehn ist kaputt. 

Ein truebes Fruehstueck ohne Fruehprogramm. 

Er stellt sich vor den Spiegel, bleibt 

dort lange Stunden sthen 

und merkt dann, dass er kaum noch sprechen kann. 

Er greift zum Buch, es faellt ihm hin, 

er greift es sich erneut, 

zum Lesen sind die Augen viel zu wund. 

Ein schwarzer Vogel fliegt vors Fenster- 

glas mit voller Wucht, 

er schaut hinaus ins rote Abendrund. 

So sehn wir ihn am sechsten Tag: 

Er fiebert und ist matt. 

Beim blossen Liegen tut er sich schon weh. 

Er hoert kaum noch im Treppenhaus 

das grosse Auf und Ab, 

gleich nebenan steigt heut ein Balle Paree 

Er merkt nicht, wann es dunkel wird, 

er schaut nicht mehr hinaus, 

seit Ewigkeiten liegt er steinern still. 

Des nachts erbricht er sich, als grad 

ein Heisssporn nebenan 

ein Maedchen zu sich nieder reden will. 

So sehn wir ihn am siebten Tag: 

Er ist noch einmal frisch. 

Er oeffnet die Gardinen, beugt die Knie. 

Er fruehstuckt in Ausfuehrlichkeit, 

raeumt alles sauber weg, 

er pfeift sich seine Lieblingsmelodie. 

Dann reckt er sich, dann denkt er sich 

"jetzt wird es aber Zeit", 

er nimmt ein Papier, schreibt "q.e.d." darauf, 

er holt sich einen starken Stuhl 

und einen starken Strick 

und haengt sich ohne Augenschliessen auf. 

Joachim Luhrmann: Perkussion 

Joshi Kapple: Bassgitarre 

Hendrik Schaper: E-Piano 

Mick Franke: Akustische Gitarre 

HRK: Gesang, Akustische Gitarren, E-Gitarre